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Imperialität und Urbanität
(2012)
Neben rekapitulierenden und weiterführenden Überlegungen zum urbanen Raum und zu Stadtgründungen werden in dieser Vorlesung von Hans Ulrich Reck auch Aspekte des Imperialismus, militärisch-strategischer Politik und Raumpolitik vorgestellt. Der Obelisk als Herrschaftssymbol wird genauso untersucht wie Gestalt und Bedeutung der Zitadelle. Reck integriert des Weiteren Exkurse zur Freitagsmoschee, zur Beziehung zwischen Stadt und Land, zur westeuropäischen Stadtgeschichte mitsamt antiken und neuzeitlichen Konzeptionen von urbanen Siedlungen, Urbanität und öffentlichem Raum (beispielhaft erläutert an verschiedenen Plätzen Roms – Petersplatz, Piazza Navona, Piazza Venezia). Ebenfalls wird die frühneuzeitliche Entwicklung der republikanischen Stadtgestalt, besonders Italiens, thematisiert und in ihrer Politik und Öffentlichkeit mit dem Clanverständnis der abgeschlossenen arabisch-islamischen Stadt verglichen. Stadtveduten zu Istanbul/ Konstantinopel werden ebenso in die Vorlesung integriert wie Ausführungen zur Geschichte von Byzanz. - Audiolectures 04,2.
Nach einer Einleitung und Vorstellung der Themen und Aspekte, die im gesamten Vorlesungszyklus "WestOstOstWest" im Mittelpunkt stehen werden, widmet sich Hans Ulrich Reck in der ersten Vorlesung einer Übersicht zum Zwecke einer integralen Erschließung des Mittelmeerraums. Dabei wird mit Blick auf Kartographie und Kartenlehre über ideologische Geometrie nachgedacht. Ebenso geht Reck auf verschiedene Fahrten im Mittelmeerraum ein und kommt dabei auf Homers »Odyssee« und Vergils »Aeneis« sowie auf Franz Kafkas »Das Schweigen der Sirenen« zu sprechen. Es geht um Phönikier und Griechen, Stadtgründungen, Gründungsmythologien und Exkurse zu expansiven und nicht-expansiven Kulturen und Gesellschaftsformationen. Reck stellt die griechische Stadt und Gesellschaft vor und spricht über urbane Räume, Gliederungen und Hierarchien von Funktionen, um weitere kulturgeschichtliche Aspekte zur Mythologie der Stadtgründungen und zum urbanen ‚Templum’ von Athen bis Rom vorzustellen. - Audiolectures 04,1.
Die Sizilianischen Förster
(2013)
Zwei Jahre nach Erscheinen seiner mathematisch verfassten Arbeit „KYBERNETIK, oder Regelung und Kommunikation bei Tier und Maschine“ veröffentliche Norbert Wiener auf Drängen einiger Freunde ein weiteres Buch, das seine Theorien auch Laien zugänglich machen sollte. In diesem zweiten Buch verschwinden alle mathematischen Zeichen, dafür werden von Wiener die sozialen Folgen der Kybernetik herausgearbeitet. Das neue Buch trägt im Original den Titel „The Human Use of Human Beings (Cybernetics and Society)“. Die deutsche Übersetzung verzichtet auf den gesellschaftlichen Anspruch und titelt schlicht „Mensch und Menschmaschine“. Wiener macht deutlich, dass durch das neue Maschinenzeitalter »die unmittelbare Zukunft der menschlichen Gesellschaft von düsteren Gefahren umgeben ist und wir unseren Kurs anhand von Seekarten der Fortschrittsidee verfolgen, auf denen die drohenden Untiefen nicht verzeichnet sind«. Auch wenn die Gefahren heute andere sind als 1950, so sind doch die Seekarten nach denen Politik und Wirtschaft in Bezug auf die Technik navigieren die alten. Und Wieners Frage »Was sollen wir nun in dieser Lage tun?« ist ohnehin zeitlos. Im Bewusstsein der Gefahr, leicht in die Nähe alter ideologischer Fahrwasser der Kybernetik zu geraten oder verschrobenen Phantasien nachzuhängen ganze Gesellschaften ließen sich als riesiger Homöostat modellieren und simulieren, soll im Rahmen eines kleinen Workshops im Juli 2013 trotzdem erneut die Frage gestellt werden, was das Zusammendenken von Kybernetik und Gesellschaft in der aktuellen Problemlage leisten könnte. Können kybernetische Begriffe und damit verbundene Methoden wie Feedback, Blackbox, Information, Homöostase, blinder Fleck, Selbstreferenz, Selbstorganisation, Autonomie, strukturelle Kopplung und Autopoiese überhaupt etwas zum Verständnis sozialer Strukturen beitragen? Die Kybernetik ist mathematisch und abstrakt. Wo bleiben die Werte, nach denen eine Gesellschaft sich ausrichtet? Liegen diese nicht immer jenseits systemtheoretischer Möglichkeiten? Ist es vielleicht trotzdem möglich, Orientierungshilfen auf den abstrakten Fundamenten neuerer kybernetischer Erkenntnisse zu gründen? Warum soll es nicht wenigstens kybernetisch--‐motivierte Handlungsstrategien geben, die sich in vernetzten Sozialstrukturen als überaus brauchbar erweisen? Was taugt zum Beispiel Luhmanns soziologische Systemtheorie als Bedienungsanleitung? Oder lassen sich Gesellschaftsdynamiken grundsätzlich nicht vollständig modellieren? Der folgende Text stellt keine Antworten vor, sondern versucht zunächst aus subjektiver Perspektive die Problemlage zu umreißen.
Softwaresysteme sind eine effektive technische Strategie zur Herstellung erfundener Wirklichkeiten. In unserer digitalen Kultur handeln programmierte Systeme bereits in beträchtlichem Maße anstelle von Menschen. Dabei gelingt wechselseitiges Aufeinander-‐ Reagieren von Menschen und programmgesteuerten Apparaturen nur dort, wo Software und Anwender sich auf einen gemeinsamen, oft unsichtbaren Kontext beziehen. Noch weiß die Apparatur nichts von ihrem Tun, es werden lediglich externe Ereignisse registriert und diese mit inneren Zuständen zu Antworten und Reaktionen verrechnet. Die elektronische Hardware fungiert dabei als Substrat und offenes Gefäß, das unterschiedliche Programme aufnehmen und so unterschiedliche Logiken der Interaktion realisieren kann. Im Programm selbst finden wir nur ein Spiel von Zeichen, das Größen und Symbole nach festen Regeln in Beziehung setzt und das Ergebnis in den Displays anzeigt oder mit Hilfe von Aktoren in Handlungen übersetzt. Wie aber halten die Zeichen die Verbindung zur Welt? Oder andersherum: Wie kommt ein Stück Welt in die Maschine? Am Beispiel der Geometrie wird in groben Zügen nachvollzogen, welche Abstraktionen, Idealisierungen und Modellvorstellungen im Spiel sind, bis geometrische Primitive als manipulierbare Objekte im Computer zur Verfügung stehen. Die verschiedenen Abstraktionsebenen, vom Anwendungsmodell über verschiedene formale Spezifikations-‐ und Softwareebenen bis zum binären Prozessorbefehl sind ein gut untersuchtes Feld im Software-‐Engineering. Doch die Quantifizierung und Formalisierung markiert nur den Weg in die Maschine und damit nur die Hälfte der Strecke. Im Vollzug des Rechnens findet eine Konkretisierung und Rekontextualisierung des Formalen statt. Zeichen werden rücktransformiert in Kontingenz und wahrnehmbare Qualität. Während im Zuge der Abstraktion eine radikale Säuberung des modellierten Weltausschnitts erfolgt die alles Sinnliche entfernt, sehen wir beim Prozessieren der Algorithmen die Umkehrung. Das nackte Skelett wird wieder angereichert und die ganze Fülle an Gedanken, Gefühlen und Interpretationsmöglichkeiten entfaltet sich aufs Neue. Doch wird nicht zurückgepackt was ehemals weggenommen wurde, sondern Anderes, das sich aus unterschiedlichen Quellen speist. Hier, in den Leerstellen der formalen Beschreibungen, nisten wesentliche Anteile des Reichtums, der Vielfalt und Qualität des Digitalen. Das Formale und das Konkrete dürfen aber nicht als Widersacher im Ringen um Fülle und Ästhetik betrachtet werden, sie bilden ein kraftvolles Gespann. Kluger Umgang könnte darin bestehen, die prinzipiellen Grenzen und Möglichkeiten des Formalen zu kennen, sich der instrumentellen Vernunft aber nicht auszuliefern, sondern sie in ihrer Wechselwirkung mit dem Konkreten zu untersuchen und fruchtbar zu machen.
During its long history from antique hand-operated instruments to modern information processing automata the notion of the machine has several times received a shift in meaning. Today the concept of the machine has completely lost its attachment to any concrete material and is instead characterized by its functional behavior. Symbolic machines, i.e. the mathematical idea to mechanically operate with symbols, became a fundamental skill in many different scientific disciplines. In this paper we take a look on synthetic biology from the computational point of view and especially address the question whether it will once more challenge the notion of the machine. One obvious consequence of future biotechnologies is that we cannot any longer draw a strict line between technique and life. In the past machines did not assemble, maintain and reproduce themselves, they had to be fabricated by man and required human monitoring and directing. Through the technical use of biological processes this hallmark of the living becomes untenable. Self-strategies and especially self-referential functional descriptions like self-assembly, self-reproduction, and self-modification are at the center of the convergence of the natural and the artificial. Conversely the adoption of life-like qualities by technical artifacts will also challenge our image of life and organisms and our understanding of what aliveness could mean.
Das Forschungsvorhaben "Biointegrierte Materialentwicklung" verfolgt die Entwicklung neuer funktionaler Materialien die beispielsweise in Städtebau, Architektur, Produktdesign und Agrikultur zur Anwendung kommen sollen. Durch die Kombination herkömmlicher Materialien und digitaler Konstruktions- und Bearbeitungsmethoden mit Organismen, organischen Prozessen und vor allem biologischem Wachstum sollen neue nachhaltige Materialien und Baustoffe, sowie andersartige Materialprozesse und alternative Formen der Poiesis untersucht werden. Sobald aber Werkstoffe nicht mehr nur als passive Einheiten betrachtet werden, die sich der technischen Konstruktion und der statischen Form unterordnen und in erster Linie durch Bearbeitungs- und Gebrauchseigenschaften bestimmt sind, sondern das eigendynamische zeitliche Verhalten organischer Systeme und natürlicher Wachstumsprozesse mit in den Fokus genommen werden, durchbrechen wir die gängige Dichotomie von Technik und Natur. Die Verbindung von Ingenieurprinzipien mit biologischen Prozessen und natürlichen Abläufen führt nicht nur zu andersartigen Entwurfsmethoden, Herstellungsverfahren und Produktlebenszyklen, sondern insgesamt zu einer Rehabilitation und Wiederinstandsetzung natürlicher Prozesse. Nicht mehr die analytische Beherrschung eines Gegenstandes oder die Erreichung detailliert geplanter Endzustände stehen im Zentrum, sondern die Konfiguration von Milieus und Potentialen, in denen sich natürliche Prozesse etablieren und in die wir gewünschte Funktionen einschreiben können, ohne das biologische Gleichgewicht zu zerstören.
Mit Beiträgen von: Heike Ander, Ale Bachlechner / Olivia Platzer, Elisa Balmaceda, András Blazsek, Ali Chakav, Matthias Conrady, Nadine Decker, Kate Dervishi, Vera Drebusch, Nieves de la Fuente, Miriam Gossing / Lina Sieckmann, Roman Hahlbrock, Angelika Herta, Stefan Ramírez Pérez, Joscha Steffens, Sebastian Thewes, Hans Ulrich Reck
KHM 2005
(2006)
Zum ersten Mal legt die Kunsthochschule für Medien Köln für das Jahr 2005 einen Jahresbericht vor. Mit ihm gibt sie einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Fächergruppen der Hochschule, die Diplomprojekte der Studierenden, in die Aktivitäten der Lehrenden, in bergreifende Veranstaltungen und Rahmendaten sowie in die Arbeit der Hochschulverwaltung. Auch schon bisher fanden die Aktivitäten der Hochschule ihren Niederschlag in einem periodisch erscheinenden, umfangreichen Jahrbuch. Diese Publikation hatte aber jeweilige thematische Schwerpunkte und war neben einer knappen Darstellung der jährlichen Ereignisse vornehmlich einer kunst- und medienwissenschaftlichen Reflexion des medialen Geschehens verpflichtet.
KHM 2006
(2007)
Die KHM, die Kunsthochschule für Medien Köln, ist beinahe zwei Jahrzehnte alt. Für Akademien und Universitäten kein Alter, für eine Kunsthochschule für Medien eine lange Zeit – denn die Medien haben in diesem Zeitraum ihre Entwicklungsschritte rasant unternommen. Heute muss sich die KHM mit HD-Television, mit der Frage von bio-digitalen Lebensbedingungen beschäftigen, sie muss ihren Blick sowohl auf einen Kunstmarkt richten, der die Kunst immer ausschließlicher als Kapitalanlage begreift, sowie sich auf Medien konzentrieren, deren traditionelle Anstalten (wie beispielsweise der öffentlich-rechtliche Rundfunk) vor gravierenden Veränderungen stehen. Die digitalen Medien und ihr Einsatz in den Künsten, im Film, beim Video, in der postproduktionellen Bearbeitung, im Alltag (Kommunikation, Ökonomie und Politik) sind umfassend geworden und haben dadurch ihren Sonderstatus eingebüßt, der Zugriff auf den Computer ist Routine geworden.
Für eine Kunsthochschule, deren Selbstverständnis auf den Medien (im Kunst- und Kulturkontext) beruht, sind diese Entwicklungen eine ständige und große Herausforderung. [...]
Fabeln und Fehler
(2015)
Elend und Euphorie
(2014)
In-situ-Fabrikation
(2014)
Die technischen Anforderungen zukünftiger Bauprozesse werden immer komplexer und erfordern maßgeschneiderte Lösungen. Computergesteuerte Produktionsmethoden ermöglichen die Herstellung individuell gestalteter Bauteile ohne erhöhten Kosten- und Zeitaufwand. Im Gegensatz zu stationären Maschinen können mobile Einheiten direkt auf einer bestehenden Baustelle eingesetzt werden und die Leistungsfähigkeit digital beschriebener Elemente produktiv mit einer In-situ-Bauweise vereinen.
Der direkte Einsatz von Industrierobotern in der Architektur und die roboterbasierte Fertigung im Maßstab 1 : 1 sind Kernthemen dieser Arbeit. Mobile Robotersysteme müssen die gebaute Umgebung wahrnehmen und auf veränderte Bedingungen reaktiv eingehen können. Als Grundlage für die Dissertation dient die erforderliche Untersuchung des neuartigen Zusammenschlusses der roboterbasierten digitalen Fabrikation mit kognitiven Fähigkeiten. Der experimentelle Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit liegt daher ebenso auf der digitalen Ansteuerung und Durchführung maschineller Bauprozesse wie auf der Entwicklung einer mobilen Robotereinheit und von erweiterten Rückkopplungs- und Lokalisierungstechniken durch Sensorik.
Der Synergieeffekt zwischen den Forschungsbereichen Architektur und Experimentelle Informatik ist angesichts dieser interdisziplinären Themenbereiche von zentraler Bedeutung.