Kunst der Kunsttheorie VL 13
- VL 13: 7. Februar 2006 Bemerkungen zur Lage von Kunst der und als Kunsttheorie im 20. Jahrhundert Nochmals weist Hans Ulrich Reck, zu Beginn der dreizehnten und letzten Vorlesung dieses Semesters, auf die zum Semesterthema passenden Ausstellungen in der Bundeskunsthalle Bonn hin: Jochen Gerz 'Anthologie der Kunst' sowie, im Rahmen der Kunstschätze des Barock aus den vatikanischen Museen in Rom die Entwurfszeichnung von Michelangelo und die drei ganz besonderen Entwurfspläne von Francesco Borromini (Sant'Ivo della Sapienzia, Rom), in denen zum ersten Mal Grundrisse, Maße, Aufrisse und isometrische Details auf einer Ebene auf einem einzigen Blatt mit Graphitstift verzeichnet worden sind. Sodann wird die Moderne rekapituliert, die man auch beschreiben kann als neuer Forschungsdrang der Künstler, der nicht mehr im Rahmen der bisherigen Akademien befriedigt werden konnte. Ab der Romantik beginnt das in virulenter Weise sich überall geltend zu machen. Die poetische Bewältigung der Lebensentwürfe erfordert zunehmend singuläre Konzepte und auch idiosynkratische Ausdrucksmittel. Auch ein van Gogh erweist sich als ein eminenter Theoretiker seiner selbst und der von ihm sich gestellten Aufgaben. Theorien sind keine Rezepte, sondern hypothetische Versuchsanordnungen, die bei jedem Maler auf verschiedene Weise reflexiv werden. Ein Eugène Delacroix beispielsweise schreibt über 40 Jahre 2000 Seiten 'Cahiers', Tagebücher, die theoretisch bedeutsam sind. Erst recht wird das zum Leitbild permanenter Ausgriffe und Verschränkungen im Zeitalter der klassischen Moderne seit dem 'Blauen Reiter'. Im weiteren Verlauf der Vorlesung geht Hans Ulrich Reck auf architektonische Aufbruchsbewegungen ein (Garnier, Chiattone, Le Corbusier, Rodtschenko, Hilbersheimer). Eine besondere Rolle spielen die futuristischen Provokationen, die noch in Walter Benjamins Technik-Apotheose an Stelle der Aura im Reproduktionssystem des Films nachklingen. Hier wird an Stelle der Kunst Handeln auf Politik gegründet, nicht mehr auf Ästhetik. Und auch bei Magritte wie Dali werden Meta-Reflexionen bedeutsam, die als theoretische Referenzen in die Bilder selber Eingang finden. Vorlesung wie Semester enden mit der Schilderung der Parameter des Projektes von Jochen Gerz 'Anthologie der Kunst'.
Author: | Hans Ulrich Reck |
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URN: | urn:nbn:de:hbz:kn185-opus4-7915 |
Series (Serial Number): | Audiolectures (12,13) |
Document Type: | Sound |
Language: | German |
Year of Completion: | 2006 |
Release Date: | 2025/06/02 |
Licence (German): | ![]() |